Warum uns mehr Realität auf Social Media gut tut: Interview mit Madita

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Madita sitzt auf der Treppe und lächelt in die Kamera ©Madita Dorn

Scrollst du manchmal auf deinem Handy durch Social Media und bekommst den Eindruck, alles und alle seien einfach perfekt? Eine ideale Welt, mit der du nicht mithalten kannst? So ähnlich ging es auch Madita. Sie wollte unbedingt dazugehören. Doch der Druck und der ständige Vergleich mit anderen, haben sie nur unglücklich gemacht. Bis sie den Entschluss gefasst hat, sie selbst zu sein und die echte Madita zu zeigen. 

Heute setzt sie sich auf ihrem Instagram-Account @maditadorn für mehr Authentizität auf Social Media ein und macht darauf aufmerksam, wie leicht sich Bilder nachträglich bearbeiten lassen. Wie Madita der erste Schritt zur Selbstakzeptanz gelungen ist und wie auch du zu mehr Zufriedenheit finden kannst, verrät sie uns im gemeinsamen Gespräch.

Madita, erzähl uns erst mal ein bisschen von dir!

Was …

… bringt dich am meisten zum Lachen?

Mein Hund und die Serie “Friends”

… ist dein Lebensmotto?

„Better be real than perfect”

… kannst du am besten?

Überdenken, aber daran arbeite ich – außerdem kann ich verdammt viel und gerne essen

… kannst du gar nicht?

Geduldig sein

… ist dein Lieblingsprodukt von foosdpring und warum?

Das vegane Proteinpulver (Schokolade), weil ich es jeden Tag in meinem Porridge verwende und es einfach nur superlecker schmeckt!Maditas Lieblingsschokoshake probieren

… macht einen perfekten Tag für dich aus?

Tage, in denen ich einfach im Moment lebe und genieße!

Du hast eine große Community auf Instagram und bist regelmäßig aktiv auf Social Media. Wie kamst du damals dazu, Instagram zu nutzen und wie hat sich dein Umgang mit dieser Plattform im Laufe der Zeit gewandelt?

Damals wollte ich meine neu entdeckte Leidenschaft zum Kraftsport mit anderen Menschen teilen. Jedoch hat mich Instagram schnell dazu verleitet, mich mit anderen Influencern zu vergleichen. Sie waren beliebt, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, wunderschön und an den schönsten Orten der Welt unterwegs. In meinen Augen war ihr Leben perfekt. Damit mithalten zu können, hat mich damals sehr unter Druck gesetzt und sich auch stark auf mein Leben außerhalb der App ausgewirkt. Plötzlich war ich wieder unzufrieden mit mir, obwohl der Kraftsport mein Selbstbewusstsein damals sehr gestärkt hatte.

Nach einiger Zeit merkte ich, dass viele Influencer Bearbeitungsapps verwendeten. Meine nächsten Wochen waren davon geprägt, stundenlang vor dem Handy zu sitzen und mein Feed so zu gestalten, dass er möglichst perfekt aussah. Doch auch das machte mich unglücklich. Denn ich gab vor jemand zu sein, der ich in Realität einfach nicht bin. Das ging so weit, dass ich eines Morgens in Tränen ausbrach und mich dazu entschied, dass ich entweder die App lösche oder ich meine Einstellung gegenüber Instagram stark ändern muss. Von einem Tag auf den anderen hörte ich daher auf, meine Bilder zu bearbeiten und fing an, einfach nur noch ich selbst zu sein. Madita eben – nicht Influencerin Madita. Seitdem setze ich mich für mehr Realität auf Instagram ein. Ich will anderen helfen, sich wohl in ihrem Körper und Leben zu fühlen und nicht für das Gegenteil sorgen.

 

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Wir werden täglich mit “perfekten” Bildern konfrontiert. Sei es auf Social Media, in Zeitschriften oder im Fernsehen. Zum Teil werden die Fotos professionell bearbeitet, aber auch Posing und Lichtverhältnisse spielen eine große Rolle. Auf deinem Instagram Account steht ganz oben “No editing here”. Auch in deinen Posts stellst du oft ein bearbeitetes und ein unbearbeitetes Bild von dir gegenüber und weist auf die Unterschiede hin. Warum liegt dir mehr Realität auf Instagram so am Herzen? 

Ich weiß aus eigenen Erfahrungen, wie sehr sich das Vergleichen auf Instagram mit bearbeiten und gestellten Bilder negativ auf das eigene Leben auswirken kann. Instagram hat viele gute Seiten, aber leider auch schlechte. Und eine davon ist, dass oft die Realität verborgen bleibt und man annimmt, dass alle anderen ein „perfektes“ Leben führen. Aber Perfektion gibt es nicht. Wir alle haben unsere Probleme, schlechten Tage und Unsicherheiten. Meine will ich nicht verstecken. Wir sind alle nur Menschen – ob Influencer oder nicht.

Auch wenn wir die “Tricks” kennen, neigen wir trotzdem dazu, uns bewusst oder unbewusst mit anderen zu vergleichen. Welche Gefahren siehst du beim ständigen Vergleich mit anderen? Was würdest du raten, um sich davon zu distanzieren?

Das ständige Vergleichen auf Social Media kann viele Unsicherheiten hervorrufen und verstärken. Diese Unsicherheiten wirken sich wiederum auf unser Leben aus. Als ich zum Beispiel in der Pubertät war, habe ich mich viel an den Frauen in Magazinen orientiert. Damals war es „in“ sehr dünn zu sein. Mit meiner eher kurvigen Figur habe ich mich daher zu unzähligen Diäten gezwungen, um diesem Schönheitsideal zu entsprechen. Das ging so weit, dass ich Binge-Eating-Attacken bekam und immer ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich aß. Mein Verhältnis zum Essen hat sich erst in den letzten Jahren wieder verbessert.

Wie ihr seht, birgt das Vergleichen mit anderen, vor allem in der Welt von Social Media, wo viel gestellt und bearbeitet ist, große Gefahren. Deswegen ist es mir auch so wichtig, auf Instagram möglichst authentisch zu bleiben.

Meine Tipps für weniger Vergleichen:

  1. Accounts entfolgen, die ein schlechtes Gefühl in dir auslösen und Accounts folgen, die dich inspirieren
  2. Dir immer wieder klar machen, dass du auf Instagram nur 0,1 % des Lebens eines anderen siehst und das oft auch gestellt und bearbeitet ist
  3. Social Media Zeit verringern und mehr Zeit im echten Leben verbringen
  4. Hinterfragen, wieso du dich vergleichst. Meist liegen dahinter versteckte Unsicherheiten. Decke diese auf und versuche daran zu arbeiten
  5. Erinnere dich daran, dass niemand perfekt ist und es auch nicht sein kann. Vermeintliche „Makel“ sind ganz normal und menschlich
  6. Dein Aussehen hat nichts mit deinem Wert als Mensch zu tun. Konzentriere dich lieber auf deine inneren Werte
  7. Dankbar für deinen Körper sein. Er leistet jeden Tag unglaubliche Arbeit. Seit gut zu ihm, du hast nur einen

Unser Lesetipp: Du wünschst dir etwas Abstand von der “Mehr Schein als Sein”-Mentalität? Wie wäre es mit einer digitalen Auszeit? Lies dazu unseren Artikel Digital Detox — 12 Tipps für ein analoges Leben.

 

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Begriffe wie “Body Positivity” und “Body Neutrality” gewinnen immer mehr an Popularität und wollen mehr Bewusstsein für unrealistische und diskriminierende Schönheitsideale schaffen. Zudem soll der Fokus nicht auf dem Äußeren, sondern mehr auf den inneren Werten liegen. Eine tolle Message! In der Praxis ist es jedoch manchmal leichter gesagt als getan. Denn der Weg zu mehr Selbstliebe ist ein langwieriger Prozess. Was war deine größte Unsicherheit und wie hast du sie damals überwunden? 

Das stimmt auf jeden Fall! Ich selbst bin noch auf dem Weg zur Selbstliebe! Wir werden immer wieder mit alten und neuen Unsicherheiten konfrontiert. Dadurch sehe ich es eher als Lebenseinstellung anstatt etwas, was irgendwann einfach erreicht ist.

Meine größte Unsicherheit war für mich meine Cellulite an Beinen und am Po. Früher bin ich zum Beispiel immer als letztes in den Pool, damit mich niemand von hinten sehen konnte.

Diese Unsicherheit konnte ich überwinden, indem ich mich meiner Angst stellte. Anstatt alles zu überdenken, machte ich all das, was ich normalerweise mied. Und dadurch wurde mir schnell klar, dass ich selbst mein größter Kritiker bin. Denn weißt du was? Die meisten denken gar nicht so viel über andere nach, denn wir alle sind viel zu sehr mit unseren eigenen Unsicherheiten beschäftigt.

Zusätzlich informierte ich mich auch über Cellulite und fand heraus, dass es einfach völlig normal und menschlich ist (auch wenn man es auf Social Media kaum sieht).

Unser Lesetipp: Sich selbst zu lieben ist vermutlich eines der schwierigsten und gleichzeitig wichtigsten Themen. Wie du Selbstliebe stärken kannst, zeigen wir dir anhand praktischer Übungen in unserem Artikel Selbstliebe: So schaffst du es, dich selbst mehr zu lieben.

Welche Charaktereigenschaften schätzt du bei dir selbst und bei deinen Mitmenschen am meisten?

Ich mag an mir, dass ich authentisch bin und immer weiter daran arbeite, der Mensch zu sein, der ich in Wirklichkeit bin und sein will. Eine zweite Sache, die ich an mir selbst schätze ist, dass ich sehr viel Mitgefühl und Herz gegenüber Menschen und Tieren habe.

Ich mag Menschen, bei denen ich mich wohl fühle und ich einfach ich selbst sein kann. Und ich hoffentlich diesen Menschen das gleiche Gefühl geben kann.

Sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, wie man ist, und weiterhin regelmäßig Sport zu treiben sowie sich ausgewogen zu ernähren, sind kein Widerspruch! Das Augenmerk liegt dabei vielmehr auf der eigenen Einstellung. Wie hast du für dich damals die Balance gefunden?

Das stimmt auf jeden Fall! Oft wird das tatsächlich als Widerspruch gesehen. Doch wer sich selbst liebt, will natürlich auch seinem Körper Gutes tun!

Ich habe wieder lernen müssen auf mich und meinen Körper zu hören und nicht mehr auf die Außenwelt. Heute mache ich den Sport, der mir in diesem Moment Freude bereitet und sich gut für mich anfühlt. Ich esse intuitiv, gesund und ausgewogen.

Und vor allem habe ich mir klar gemacht, dass es ganz normal ist schlechte Tage zu haben. Ich bin nicht immer total in Balance und glücklich. Das ist aber auch völlig okay!

Was tust du für dein körperliches und mentales Wohlbefinden?

Ich versuche jeden Tag aktiv zu sein. Sei es ein kleiner Spaziergang oder 1 ½ Stunden im Fitnessstudio. Allerdings habe ich mir abgewöhnt, mich zu irgendetwas zu zwingen. Ich mache den Sport oder die Aktivität, auf die ich in diesem Moment Lust habe. Ich liebe es auch, Neues auszuprobieren.

Für meine mentale Gesundheit meditiere ich, mache Yoga, lese viel, schule mich in Achtsamkeit und versuche immer weiter zu wachsen.

Welchen Rat würdest du an jemanden geben, der sein Selbstbewusstsein stärken will?

Selbstbewusstsein kommt nicht von außen, sondern von innen. Das war für mich ganz wichtig zu verstehen. Du kannst noch so viel Sport und Diäten machen und dennoch weiter deine Unsicherheiten beibehalten. Finde heraus, woher diese kommen. Meist sitzen sie tief in unserem Unterbewusstsein fest. Wenn du deine Unsicherheiten und die Triggerpunkte kennst, kannst du daran arbeiten.

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